Beschreibung
Bin ich Mörder?
Seit über 200 Jahren fasziniert der Fall Johann Christian Woyzeck nicht nur das Lese- und Theater-, sondern auch das forensisch-psychiatrische Fachpublikum. War Woyzeck als ›schuldunfähiger Mörder‹ durch schlechte, unprofessionell verfasste Gutachten vom Gericht zu Unrecht zum Tode verurteilt worden? Welchen psychomentalen Zustand schreiben Bergs Oper Wozzeck und Manfred Gurlitts Woyzzek dem Täter zu? Der Schlüssel zu allem findet sich in Georg Büchners Dramenfragment. Seine Blickwinkel auf den Fall samt theatralen Ausgestaltungen erlauben spannende Täterprofile, die noch heute einen emotionalen Impact entstehen lassen, dem man sich kaum entziehen kann. Büchner war bei der Abfassung seines Werks verstorben; er hinterließ ein Torso von vier Handschriften mit jeweils unterschiedlichen Tatzeitverfassungen. Diese werden im vorliegenden Band dargelegt und synoptisch gegenüberstellt. Eine analytische Sektion lässt Leser:innen erkennen, wie Büchner am ›offenen Herzen‹ seiner Zeit operierte. Schicht für Schicht legte er, einem Archäologen gleich, die »Wunde Woyzeck« (Heiner Müller) offen. Büchners Woyzeck bildet daher den Rahmen für die ›Feinbefunde‹ einer Delikt(re)konstruktion.
EAN: 9783826079023